Durch Widerstand zur inneren Freiheit

Gerade das bürgerlich-konservative Milieu ist vom etablierten Parteiensystem oftmals bis ins Mark enttäuscht. Im Grunde ist hier keine inhaltliche Überzeugungsarbeit mehr nötig. Was fehlt, ist der Mut aus den eigenen Erkenntnissen die Konsequenzen zu ziehen und hierdurch zwangsläufig mit seinem sozialen Umfeld in offenen Konflikt zu geraten. Um dem totalitären Zeitgeist zu widerstehen, ist die Besinnung auf die innere Freiheit daher wichtiger als alle Sachdebatten.

Geballte Faust / Credits: ToNic-Pics auf pixabay.com / Lizenz: https://pixabay.com/de/service/license/

Nicht wenigen ist heute bang um die persönliche Zukunft: Werden wir Energie- und Nahrungsmittelpreise noch bezahlen können? Wie kalt wird der Winter? Werden wir schon im Herbst wieder mit allerlei Masken-, Impf- und Abstandsgeboten gegeneinander aufgehetzt? Wird das Demonstrationsrecht weiter eingeschränkt? Wird das Militär zur Repression im Inland hinzugezogen? Werden wir diesmal friedliche Weihnachten und ein traditionelles Silvesterfest feiern können? Oder wird im Winter wieder die politische Spaltaxt an die Familien angesetzt werden? Wird mit der „Impf-App“ das Tor zur Hölle eines digitalen „Social-Credit-System“ geöffnet? Werden die Kirchen uns wieder von den Gottesdiensten ausschließen, sodass uns sogar ihr dürftiger spiritueller Trost in dieser Zeit versagt bleibt?

Keine der hier angeführten Ängste ist unbegründet. Doch mit der Not wächst immer auch das Rettende. Krisen sind Zeiten des Wachstums; wenn nicht des äußeren, so doch des inneren Wachstums. Viele Menschen, die schon länger gegen die totalitären Tendenzen in diesem Land ankämpfen, können berichten, wie sie der äußere Widerstand zu mehr innerer Stärke und innerer Freiheit geführt hat.

Im Freundeskreis, wie leider auch in den Familien, trennte sich die Spreu vom Weizen. Schönwetterfreunde sind eben keine echten Freunde. Und eine Familie, die ihre Nähe und Liebe an 2G- oder 3G-Bedingungen knüpft, vermittelt weniger Geborgenheit als eine Suppenküche in Bahnhofsnähe. Eine solche Familie ist – um es einmal klar zu sagen – wertlos. Sie ist eine bloße bürgerliche Fassade, bestenfalls eine sentimentale Gewohnheit. Wenn sie überhaupt noch substanziell zu retten ist, dann nur nach einem klärenden Streit.

Auch im erweiterten sozialen Umfeld erlebten wir bereits viele politisch induzierte Konflikte: mit Nachbarn, mit Kassierern, die übereifrig Masken-Atteste kontrollierten, mit Vorgesetzten, mit Lehrern und Schuldirektoren oder sogar mit der nackten „Staatsmacht“ als solcher, der Polizei.

Ob beim Schlittenfahren, beim Buch lesen auf einer Bank oder beim Kindergeburtstag zu Hause, der Staat machte jedem klar, dass auch der Rückzug ins Private zukünftig keinen Schutz mehr vor seiner Übergriffigkeit wird bieten können. Nur Unterwerfung und vorauseilender Gehorsam bis an den eigenen Küchentisch wird ihn zukünftig gnädig stimmen können.

Gerade für Menschen aus dem bürgerlich konservativen Spektrum der Gesellschaft sind dies sehr düstere Aussichten. Betrachtete man sich selbst doch bisher gerne in Bezug auf die Gesellschaft als tonangebend oder zumindest konstruktiv mitgestaltend. Und wenn nicht dies, so doch zumindest im Privaten als frei, selbstbestimmt und unabhängig. Doch damit ist es gründlich vorbei. Diese Illusionen wurden in den letzten Jahren nachhaltig zerstört. Doch diese Erkenntnis findet nur langsam den Weg vom Unterbewusstsein zum Bewusstsein.

Dieser Zwang zur ohnmächtigen Unterwerfung ist für viele bürgerliche Menschen, besonders im Westen unseres Landes, eine völlig ungewohnte und unerträgliche Erfahrung. Durch Betriebsamkeit und vorauseilenden Gehorsam versucht man schamhaft, diese vor sich selbst und anderen zu verstecken. Wer sich selbst vormachen kann, die Maske „freiwillig“ zu tragen und sich „freiwillig“ kalt zu duschen, erspart es sich, die erlebte Demütigung wirklich an sich heranzulassen. Das Stockholm-Syndrom bietet temporären psychischen Selbstschutz, doch nur um den bitteren Preis des Betrugs an der eigenen Seele. Depressive Warnsignale werden überspielt oder medikamentös beiseite geschoben.

Man wählt weiter Regierungsparteien oder etablierte Scheinopposition. Denn zumindest mit seinem erbärmlichen Kreuzchen alle vier Jahre will man noch zur „guten“ Gesellschaft gehören. Echte Opposition diskreditiert man eilfertig als „rechtspopulistisch“ oder „rechtsradikal“, um selbst bloß nicht aus dem Kreis der „Anständigen“ verstoßen zu werden. Man geht nicht zu Demonstrationen, um sich zu wehren, sondern man geht zum Anlageberater, um sich zu arrangieren.

Für die existenziellen Anliegen des einfachen Volkes, das schon länger unter Energiepreisen, Inflation und „Fachkräfte-Migration“ leidet, hat man nur Verachtung oder bestenfalls Gleichgültigkeit übrig. Wenn man schon den Status nicht halten kann, so pflegt man doch wenigstens noch den Dünkel. Man blickt in gewohnter Weise herab, obwohl einem selbst das Wasser schon längst bis zum Halse steht.

Doch zunehmend dämmert es auch den gesellschaftstragenden Bürgern, dass sie selbst hierzulande an den Rand gedrängt werden, politisch ebenso wie gesellschaftlich und wirtschaftlich. Sie müssen in dieser turbulenten Zeit ihr Rollenbild und Selbstverständnis neu definieren oder sich zwangsläufig – und völlig geschichtsvergessen – zum Wegbereiter und Mitläufer des nächsten deutschen Totalitarismus machen.

Doch gerade der persönliche wirtschaftliche Abstieg in Folge der desaströsen politischen Rahmensetzungen wirkt oftmals retardierend auf den notwendigen Wandel des persönlichen Selbstbildes. Statt gegen die immer dreisteren politischen Zumutungen aufzubegehren, passt man sich schicksalsergeben den neuen Umständen an: Auf eine materielle Einschränkung – euphemistisch meist „Optimierung“ genannt – folgt die nächste; bis hin zur kalten Dusche. Mit zusätzlichem Fleiß, Eifer und Einfallsreichtum wird versucht, die Lasten der seit Jahren fehlgesteuerten Finanz-, Energie- und Migrationspolitik irgendwie persönlich zu kompensieren.

Das Hamsterrad, das vortäuscht eine Karriere-Leiter zu sein, dreht sich immer schneller. Wo einstmals Aufstiegschancen motivieren sollten, reicht heute die nackte Furcht vor dem Jobverlust als Antrieb aus. Wirklich effektiv vorankommen tut dabei niemand mehr. Selbst Doppelverdiener-Ehepaare können ihren Lebensstandard, der in der Regel weit unter dem ihrer Eltern liegt, größtenteils kaum noch halten. Wir versuchen verzweifelt gegen einen politisch gewollten Kollaps anzuarbeiten, der unsere persönlichen Kräfte um ein Vielfaches übersteigt. Wir wären daher gut beraten, bewusst an die Seite zu treten, uns Zeit zu nehmen und uns zu besinnen.

Sehr viele Menschen heute, insbesondere jene, die man montags abends auf der Straße antrifft, haben auf diesem Weg der Loslösung vom Mainstream bereits eine gehörige Strecke zurückgelegt. Wer die oben aufgeführten Konflikte durchgestanden hat, hat dabei in der Regel an innerer Freiheit und innerer Stärke gewonnen.

Man hat feine Antennen ausgebildet, um zwischen dem zu unterscheiden, was die indoktrinierte Mehrheitsgesellschaft uns abverlangt und was unsere eigenen Ansichten und originären Bedürfnisse sind. Man lässt sich seine Gefühls- und Gedankenwelt nicht mehr wegzensieren. Konformismus und Normopathie sind als Probleme der Gegenwart erkannt und benannt. Asch-, Milgram- und Stanford-Prison-Experiment gehören zum kleinen Einmaleins des widerständigen Bewusstseins.

Jedem Bürger mit gesundem Menschenverstand ist klar, dass auch unschöne Emotionen wie beispielsweise Hass, Neid und Wut zum natürlichen, vitalen Gefühlsspektrum des Menschen gehören. Ihre negativen Auswirkungen gesellschaftlich einzuhegen, ist Aufgabe der Kultur und des Rechts. Der Glaube aber, sie durch Zensur und sonstige staatliche Repression auf ewig bannen zu können, offenbart nichts anderes als ein gewaltiges Bildungsdefizit.

Aus dem neuen Rollenbild, das viele Bürger aus der Mitte der Gesellschaft derzeit für sich entwickeln, resultieren auch neue Handlungsoptionen. Der Bürger wartet beispielsweise nicht mehr auf Genehmigung, bevor er von seinem grundgesetzlich verbrieften Recht auf „friedliche Versammlung ohne Anmeldung“ Gebrauch macht. Diverse Formen des zivilen Ungehorsams, von der GEZ-Verweigerung bis hin zum „klammheimlichen Generalstreik“, sind in bürgerlichen Kreisen längst kein Tabu mehr.

Und selbst Inhaftierungen, wie die von Georg Thiel, Michael Ballweg und Oliver Janich, führen beim Zielpublikum schon lange nicht mehr zu den gewünschten Distanzierungen, sondern vielmehr zu Solidarisierungseffekten. Statt der beabsichtigten Angst macht sich beim Zielpublikum solcher Einschüchterungsaktionen eher sehr berechtigte Wut breit. Die Furcht vor Massenprotesten bereits im Herbst stehen Nancy Faeser und Konsorten daher ins Gesicht geschrieben – und das ist gut so.

Der unter massivem äußeren Druck gelebte Widerstand gegen die Zumutungen der Gegenwart formt den Diamanten der inneren Freiheit. Es stellt sich heute jedem Bürger die grundlegende Frage, wem er letztendlich Rechenschaft schuldet: dem übergriffigen Staat mit seinen Institutionen, Handlangern und Mitläufern? Oder sich selbst, seinem Gewissen, seiner Seele? Die persönliche, richtige Antwort auf diese Fragen ist ein enormer Quell an innerer Freiheit, Gewissheit und Stärke.

Ein Letztes muss noch angefügt werden. Ein guter Freund, der den Freiheitskampf ’89 in der „DDR“ bereits durchlebt hat, brachte das Thema auf: Wir müssen bereit werden, persönliche Opfer zu bringen. Ohne persönliche Opfer wird es nicht gehen. Die Freiheit ist noch niemals auf dem Sofa verteidigt worden. Und niemand wird sie stellvertretend für uns in fernen Ländern, also weder am Hindukusch noch am Dnjepr, verteidigen. Solche Vorstellungen sind seichte Surrogate, mit denen der Freiheitsdrang der großen Massen billig abgespeist werden soll.

Unsere Freiheit wird nicht verteidigt, indem wir uns wegducken, einschränken, impfen lassen und kalt duschen. Sie wird nur vereidigt, indem wir lernen aufzustehen und uns gegen die Zumutungen dieser Zeit hier und heute zu wehren. Sie wird verteidigt, indem wir zunehmend wahrhaftig aus unserer inneren Wahrheit und Freiheit leben, statt vermeintliche Forderungen der Gesellschaft zu erfüllen. Fehler, Schmerzen und Unvollkommenheiten gehören dazu. Wir sollten sie uns selbst und anderen stets zugestehen, solange wir uns weiter in Richtung Freiheit bewegen.

Der Zuwachs an innerer Freiheit und persönlicher Stärke ist aber ein unmittelbarer Lohn und Gewinn, den wir aus jedwedem widerständigen Handeln beziehen. Und diese innere Freiheit und Stärke wird uns bleiben – egal wie günstig oder ungünstig die äußeren Umstände sich auch entwickeln mögen. Das ist die gute Nachricht.

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