Wer will Volk sein?

Wer in unterschiedlichen sozialen Kreisen verkehrt, wird feststellen, dass man sich in jedem dieser Kreise fragt, warum „niemand“ (gemeint sind immer die anderen!) gegen den politischen Wahnsinn auf die Straße geht. Solange wir nicht wissen, was der andere wirklich denkt, kann man uns spalten und gegeneinander ausspielen.

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„Recht und Freiheit“ werden auch in „höheren Kreisen“ zumindest als Lippenbekenntnisse gerne zitiert. Mit „Einigkeit“ wissen jedoch nur noch wenige Deutsche etwas anzufangen. Der Volksbegriff wurde uns gründlich ausgetrieben. Staatliche Stellen wie das Bundesamt für Verfassungsschutz stellen den ethnisch-kulturellen Volksbegriff, der dem Grundgesetz in Wahrheit selbst zugrunde liegt, unter den Verdacht der „Verfassungsfeindlichkeit“. Menschen wie Martin Sellner, die eben diesen grundgesetzlichen Volksbegriff verteidigen, werden dagegen als Rechtsextremisten verleumdet. Begriffe wie „Volksgemeinschaft“ oder „Volksempfinden“ sollen im Giftschrank „kontaminierter Begriffe“ ewig weggesperrt bleiben.

Besonders bei uns im Westen hat die jahrzehntelange Wohlstandsverwahrlosung einen erheblichen sozialen Dünkel herangezüchtet, der zu verfestigten Milieus geführt hat, in denen sehr homogene Meinungs- und Verhaltensmuster existieren. Bricht man diese etablierten Muster, wird man aus seinem gewohnten Umfeld verstoßen und verliert schnell sein gesamtes soziales Umfeld. Wer die politischen Entwicklungen unserer Tage kritisch sieht, schluckt deshalb seinen Ärger oftmals herunter, arrangiert sich mit seinen kognitiven Dissonanzen oder versucht moderat „innerhalb seiner Kreise“ zu wirken – also ohne gegen den etablierten Dünkel wirklich zu verstoßen.

Wer aber in unterschiedlichen sozialen Kreisen verkehrt, wird feststellen, dass man sich in jedem dieser Kreise fragt, warum „niemand“ (gemeint sind immer die anderen!) gegen den Regierungswahnsinn auf die Straße geht. Und wenn man dann darauf hinweist, man selbst sei jeden Montag auf der Straße und jeder sei dort willkommen, wird man die unterschiedlichsten Ausflüchte hören: Man müsse als Journalist „neutral bleiben“, als Manager fürchtet man Boykotte seiner Firma, als Arbeitnehmer fürchtet man von eben dem Arbeitgeber entlassen zu werden, der die Boykotte seiner Firma fürchtet, usw.

Die Schweigespirale beruht auf eben diesem Prinzip: Teile und herrsche. Nur solange wir nicht wissen, was der andere wirklich denkt, kann man uns spalten und gegeneinander ausspielen. Das Einzige, was dem geschürten Misstrauen, aber wirklich entgegengesetzt werden kann, ist der persönliche Kontakt: das Gespräch von Mensch zu Mensch! Kein soziales Netzwerk, kein YouTube-Video, keine Zoom-Konferenz kann dies wirklich ersetzen. Wir dürfen uns nicht zu fein sein, wieder „Volk“ zu sein und gemeinsam(!) auf die Straße zu gehen: Der Intellektuelle muss mit dem Fließbandarbeiter in Kontakt kommen, der Lehrer mit dem Ingenieur, der Alteingesessene mit dem integrierten Migranten, der regierungskritische Kirchenmann mit dem regierungskritischen Homosexuellen, die Krankenschwester mit dem Künstler, usw.

Es liegt viel Freude, Erkenntnis und echtes, gegenseitiges Verständnis in solchen persönlichen Begegnungen. „Die Straße“, also die regierungskritischen Demonstrationen und Aktionen, sind der beste Einstiegspunkt, um die etablierten sozialen Viehgatter zu überwinden. Wenn man sich etwas umhorcht, sind in jeder Region zahlreiche kleine Aktionsbündnisse, Demonstrationen und Initiativen zu finden, die von Zeit zu Zeit zu größeren Protestströmen zusammenfließen. Dort kann der unzensierte, hierarchiefreie Austausch über soziale Grenzen hinweg stattfinden, den wir oftmals alle erst selbst wieder erlernen müssen.

Deutschland wird nicht im Internet, nicht von Parteifunktionären und nicht von Klubmitgliedern in Hinterzimmer gerettet werden können. Wir müssen unsere Biotope und Wohlfühlzonen verlassen und aufeinander zugehen. Nichts hasst das aktuelle Regime mehr, als wenn wir genau dies tun.

Wir alle, die wir unser Land nicht vor die Hunde gehen lassen wollen, haben mehr gemeinsam als wir denken; egal woher wir kommen. Wir können uns sozialen Dünkel nicht mehr leisten. Wir müssen aufeinander zugehen und zusammenhalten.

„Wir sind das Volk“- und wir müssen es wieder aus vollem Herzen sein wollen, wenn wir unser Land nicht tatenlos in die wirtschaftliche Zerstörung, kulturelle Auflösung und schlimmstenfalls in den nächsten Weltkrieg treiben lassen wollen.

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